CLAUDIA MAASDORP

«DIE EINSTELLUNG IST: MAN MUSS NUR ANFANGEN.»

Claudia Maasdorp, Project Manager for Sustainability in Production, erklärt nicht nur, warum jeder einen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann, sondern auch, warum wir alle mit uns selbst anfangen sollten.
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Claudia Maasdorp, wenn die BMW Group ihre CO2-Emissionen pro sich in Produktion befindendem Fahrzeug bis 2030 um 80 % gegenüber 2019 reduziert hat, werden Sie sehr viel erreicht haben. Worauf konzentrieren Sie sich zurzeit?

Claudia Maasdorp: Zurzeit arbeite ich intensiv an Energiefragen bei der Produktion, an Wärmerückgewinnung und an der Wiederverwendung von Energieverlusten. Aber die Frage ist: Wo und wie können wir CO2 einsparen? Mit typischen Massnahmen lässt sich Energieverbrauch verhindern oder reduzieren, wobei fossile Brennstoffe häufig durch erneuerbare Energie ersetzt werden. Aber um die Energiewende herbeizuführen, müssen wir weiter gehen und dabei Ressourcen schonen. Beispielsweise testen wir, wie viel Energie wir bei der Produktion aus der Bremsenergie der Roboter zurückgewinnen können – auch im Strassenverkehr besteht ein sehr hohes Potenzial für Elektrofahrzeuge. Wir brauchen ähnliche Pilotprojekte und Ideen, die sich auf alle Ressourcen erstrecken.

Ist CO2-freie Produktion realistisch?

Claudia Maasdorp: Ich denke schon. Es geht dabei hauptsächlich um die Einstellung. Die Einstellung ist: Man muss nur anfangen. Und mit «man» ist jede Person auf der Welt gemeint. Wir müssen uns anschauen, wie alle Ressourcen verwendet werden, in allen Abteilungen, an jedem noch so kleinen Ort. Darum geht es. Aber wenn wir nicht mit den kleinen Dingen anfangen, werden wir unser Ziel nie erreichen.

Mein Beitrag besteht darin, mit Struktur und Methode gemeinsam mit den für die Energieversorgung verantwortlichen Kollegen übergreifende Konzepte zu entwickeln. Vom Gebäude zum Werk. Dies funktioniert nur, wenn wir zusammenarbeiten, selbst wenn wir manchmal nicht dieselbe Sprache sprechen. Darüber hinaus will ich diese Einstellung in Technologien einfliessen lassen, von denen zurzeit nicht angenommen wird, dass sie Einsparungspotenzial haben. Vor allem sollte es keine Rolle spielen, ob eine Abteilung an den Energiekosten beteiligt ist oder nicht. Jeder sollte sich an das Prinzip halten. Darüber hinaus müssen wir die gegenseitigen Abhängigkeiten im Auge behalten: Wenn wir auf Wasserstoff als Ersatz für Erdgas setzen, woher kommen dann die riesigen Mengen an Wasser, die wir dafür benötigen? Frisches Wasser ist heutzutage bereits selten genug. Wir müssen uns immer fragen, was die Nebenwirkungen unserer Entscheidungen sind. Dazu müssen wir jedoch über den eigenen Tellerrand hinaus denken. Wir können es nur dann zusammen bewerkstelligen, wenn wir Kompromisse und Innovationen finden und einander helfen.

Im Moment beschäftigen Sie sich ununterbrochen mit CO2, Energieeinsparungen und Nachhaltigkeit in Ihrem Berufsleben. Hat das auch Auswirkungen auf Ihr Privatleben?

Claudia Maasdorp: Absolut. Meine Wahrnehmung hat sich verändert. Ich betrachte Wetterextreme sofort in ihrem Kontext und sehe Neuanschaffungen oder den Energieverbrauch in einem neuen Licht. Wir wohnen in einem 40 Jahre alten Haus mit kleinen Zimmern. Am Anfang wollte ich daraus grössere, offenere Bereiche machen. Heute denke ich, dass es sinnvoller ist, diese kleinen Zimmer so zu belassen. Sie lassen sich leichter und mit weniger Energie beheizen.

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Welche Erfolge können Sie bereits beobachten? Gibt es eine bestimmte Sache, auf die Sie besonders stolz sind?

Claudia Maasdorp: Unser Werk in Debrecen hat sich bereits zu einem Riesenerfolg entwickelt. Es wird wieder mal in Sachen Nachhaltigkeit Massstäbe setzen. Dies ist keineswegs belanglos. Wir tragen eine grosse Verantwortung – nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus ökonomischer Sicht. Unsere Teammitglieder beweisen Mut, indem sie die richtigen Empfehlungen für das Werk aussprechen. Und das Unternehmen beweist Mut, indem es sie durch Investitionen unterstützt. Ich bin stolz, dass wir so viel Mut demonstriert haben.